Auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Schulamt und der Bäckerinnung geht das “Klemensweckerl” zurück. Die schon vor über 100 Jahren in Wien verbreitete Backtradition wurde von Bäckermeisterin Catherine Schrott in den 1990er-Jahren wiederentdeckt und wird seither stets um den 15. März gelebt. Kirchenvertreter würdigen den heiligen Klemens Maria Hofbauer zum 200. Todestag (15. März) als “Role model” auch für heute.

Er eignet sich auch nach zwei Jahrhunderten als Vorbild für Jung und Alt, und nicht nur Wiens Kirche schreibt das Gedenken an ihn groß: Der Heilige Klemens Maria Hofbauer (1751-1820), ein Prediger, Pionier in Sozialfragen und seit 1914 Patron der Bundeshauptstadt, wird zum 200. Todestag gebührend gefeiert. Bei einer Pressekonferenz im Innungshaus der Wiener Bäcker – denen Klemens vor seiner Priesterlaufbahn angehörte – wurden Aktionen rund um den Gedenktag (15. März) präsentiert. So ist etwa der Ausspruch des Heiligen “Nur Mut, Gott lenkt alles” Motto von Schulaktionen; eine zu Ehren Hofbauers geschaffene Backtradition – das Klemensweckerl – ist einen Monat lang in vielen Wiener Bäckereien erhältlich.

Als “sympathischen, sehr faszinierenden Menschen, der auch uns heute noch viel zu sagen hat” umschrieb etwa P. Martin Leitgöb, der wie Hofbauer dem Redemptoristenorden angehört, den Wiener Stadtpatron. Zweisprachig aufgewachsen sei der heilige Klemens ein “Europäer” gewesen, der oft Grenzen überschritt. Später sei er in Zeiten der Aufklärung zum “Pfarrer von ganz Wien” geworden und habe, als Seelsorger für alle Gesellschaftsschichten, u.a. das Wallfahrtswesen erneuert und wichtige Impulse für die Armenfürsorge gesetzt. “Er war ein sehr authentischer Mensch mit Ecken und Kanten, der seine Schwächen mit Humor trug. Einer, der nie aufgegeben hat und uns als Vorbild zeigen kann, wie Christsein und auch Menschsein heute gehen kann”, unterstrich P. Leitgöb.

Schulamtsleiterin Andrea Pinz: „Visionärer Denker“

“Eine Art Role Model für junge Menschen” ist Hofbauer auch nach der Beschreibung der Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz. Kein Angepasster, sondern ein “visionärer Denker mit einem großen Herz” sei der Heilige gewesen. Schule und Religionsunterricht wollten heute ja Kindern und Jugendlichen Anleitung für ein gutes, gelingendes und sinnerfülltes Leben geben und sie zur Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung motivieren. “Da passt Klemens”, verwies Pinz auf das “persönliche Wachstum” und die Entwicklung des Stadtpatrons in dessen Biografie. An allen 800 Schulen Wiens soll demnach im katholischen Religionsunterricht der Apostel Wiens thematisiert werden – u.a. mit einem professionell aufbereiteten Arbeitsheft über Hofbauers Leben und Wirken, das die Schulamtsleiterin bei der Pressekonferenz vorstellte.

Das „Klemensweckerl“ — Wiederentdeckung einer Backtradition

Auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen dem Schulamt und der Bäckerinnung geht das “Klemensweckerl” zurück. Die schon vor über 100 Jahren in Wien verbreitete Backtradition wurde von Bäckermeisterin Catherine Schrott in den 1990er-Jahren wiederentdeckt und wird seither stets um den 15. März gelebt – zum heurigen Jubiläumsjahr von 110 Filialen der Bäckereien Felber, der Mann, Grimm, Schrott, Szihn und Wannenmacher. Bei der Aktion “Mut schmeckt Gut”, die unter Ehrenschutz von Kardinal Christoph Schönborn und dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig steht, gehen 20 Cent von jedem Weckerl an das Kinderhospiz Momo, das derzeit 324 Familien mit schwerstkranken Kindern medizinisch und psychosozial betreut, wie die Kinderärztin Martina Kronberger-Vollnhofer als deren Leiterin berichtete.

Erster Berufsweg Bäcker

Der Heilige Klemens wurde 1751 als Johannes Hofbauer im südmährischen Tasswitz (Tasovice) bei Znaim (Znojmo) geboren und erlernte, da aus armen Verhältnissen abstammend, das Bäckerhandwerk. Er kam nach Wien, wo er ebenfalls als Bäcker arbeitete und Theologie studierte, da er Priester werden wollte. Nach mehreren Fußwallfahrten nach Rom trat er dort 1783 in den Redemptoristenorden ein. Von seinen Oberen zurückgeschickt, konnte er in Zeiten des Josephinismus zunächst in Wien nicht tätig werden und entfaltete stattdessen zunächst ein reiches Wirken in Warschau. Er gründete Waisenhäuser, Schulen und Handwerksschulen, verwandelte die Kirche St. Benno, von wo aus er die deutschsprachige Gemeinde leitete, in ein religiöses Zentrum und sorgte vor Ort auch für zahlreiche Ordensberufungen.

1908 kam Hofbauer nach Wien, wo er zunächst Hilfsseelsorger in der Minoritenkirche war und später als Rektor der Klosterkirche St. Ursula seine unverwechselbare Pastoral begann. Er war Beichtvater und Geistlicher Begleiter von Studenten, Adeligen und einfachen Menschen, zudem sorgte er persönlich für materielle Hilfe für Menschen in Not. Noch in Hofbauers Todesjahr 1820 wurde die Ordensgemeinschaft der Redemptoristen in Österreich zugelassen. Das Wiener Kloster “Maria am Gestade”, wo heute seine Reliquien ruhen, wurde zum Ausgangspunkt für die weltweite Verbreitung der Ordensgemeinschaft. 1909 wurde Hofbauer von Papst Pius X. in Rom heiliggesprochen, 1914 wurde er vom Vatikan zum Stadtpatron Wiens erhoben.

Quelle: kathpress
Fotos Präsentation Klemens Weckerl: Copyright Nikolaus Stockert