Um das Thema „Gegen den Strom“ ging es am Mittwochabend beim Gottesdienst im Stephansdom — die Predigt von Generalvikar Nikolaus Krasa beschäftigte sich mit den Herausforderungen, die jene bewältigen müssen, die versuchen, das Richtige zu tun — auch wenn das mitunter unbequem, mühselig und schwer ist. Rund 350 Mitarbeiter:innen der Privatschulen der Erzdiözese Wien waren zusammengekommen, um gemeinsam den Gottesdienst zu feiern, der das Ende des Schuljahres markierte.

Generalvikar Nikolaus Krasa zelebrierte die Messe und begrüßte alle Gottesdienstbesucher:innen besonders herzlich. Immerhin hatten die Anwesenden sich für die gemeinsame Abschlussfeier entschieden, und damit auf die große „Konkurrenzveranstaltung“ (Krasa) verzichtet — bestritt doch just zur gleichen Zeit das Österreichische Nationalteam bei der Europameisterschaft das letzte Gruppenspiel. So manches Stoßgebet galt also am Mittwochabend im Stephansdom sicherlich dem rotweißroten Fußballspiel.

Der schmale Weg, das enge Tor

„Ziemlich herausfordernd“ waren in den Worten des Generalvikars die Schrifttexte des Gottesdienstes. Im Evangelium (Mt 7,13-14), einem Ausschnitt aus der berühmten Bergpredigt, erläutert Jesus den Jüngern, dass es zwei verschiedene Wege für das Leben der Menschen gibt. Der breite und bequeme Weg ist letztlich geprägt durch negative Verhaltensweisen wie Egoismus, Gier und Machtstreben. Er führt „ins Verderben“, wie Jesus sagt. Den schmalen Weg hingegen beschreiten jene, die ihm nachfolgen; die ein Leben führen, das geprägt ist durch Glauben, Liebe, Barmherzigkeit und all die anderen anderen guten Eigenschaften, die das Leben fördern.

Der Generalvikar schlug in seiner Predigt den Bogen vom Evangelium zu einem Thema der theologischen Grundlegung: „Gegen den Strom“ stand heuer als Überschrift über der gemeinsamen Feier. „Danke, dass Sie alle das ‚enge Tor‘ gewählt haben“, wandte sich Krasa an die Mitarbeiter:innen der Privatschulen. Denn — so seine Lesart — pädagogische Arbeit, die sich dem christlichen Menschenbild verschrieben hat, bedeutet auch immer wieder, den unbequemen Weg zu gehen. „Die richtig guten Lösungen kosten Energie; sie brauchen viel, viel Kraft und Durchhaltevermögen“. Und das christliche Menschenbild sei heute eben nicht mehr der Mainstream.

Die theologische Grundlegung der Privatschulen
Das Fundament, auf dem die Privatschulen, Kindergärten und Einrichtungen der Nachmittagsbetreuung der Erzdiözese Wien ihr Wirken bauen, wird in der „theologischen Grundlegung“ erschlossen. Damit soll die gemeinsame Vision in konkrete pädagogische Praxis und Gestaltung von Schulkultur übersetzt werden. Der Text möchte zum Nach- und Weiterdenken anregen, Impulse geben und auch als Arbeitsinstrument für die Gestaltung der Schulpraxis dienen. „Gegen den Strom“: Die Privatschulen, Kindergärten und Einrichtungen der Nachmittagsbetreuung der Erzdiözese Wien wollen Orte sein, an denen Menschen, einer Vision verpflichtet, ihren Weg selbstbewusst und, wo nötig, auch gegen den Strom gehen.
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Kyrierufe: Herausforderungen aus dem Schulalltag

Das Thema vom „engen Weg“ fand sich so etwa auch in den Kyrierufen wieder: Sechs kurze Texte wurden stellvertretend für die große Gemeinschaft der Mitarbeitenden der Schulen und der Schulstiftung von verschiedenen Vertreter:innen der Schulen gelesen, die jeweils herausfordernde Situationen aus ihrem Arbeitsalltag aufgriffen.

Der „enge Weg“ waren hier beispielsweise die durchaus anstrengenden Maßnahmen, um einem Kind mit gebrochenem Fuß die Teilhabe am Alltag zu ermöglichen. In einer anderen Schule musste im vergangenen Schuljahr eine größere Gruppe neuer Kinder integriert werden, ein weiterer Text beschrieb das belastende Gefühl, mit Situationen konfrontiert zu sein, für die es nicht die eine richtige Entscheidung gibt — denn egal wie man es mache, für irgendjemanden sei es die „falsche Entscheidung.“ Ein wiederkehrendes Thema der Kyrierufe war aber vor allem auch die Gemeinschaft; denn gemeinsam gelingt auch die Bewältigung des „engen Weges“.

Vielstimmiger Kinderchor begleitete musikalisch

Die stimmliche Begleitung des Mitarbeiter:innengottesdienstes übernahm ein Kinderchor, instrumental unterstützt von einem achtköpfigen Ensemble aus Musiker:innen: Es sangen und musizierten die Domsingschule St. Stephan, Kinder der Volksschule St. Raphael in Maria Enzersdorf sowie das Instrumentalensemble der Kirchenmusik St. Augustin, Perchtoldsdorf. Die musikalische Leitung lag bei Christiane Riedl, Birgit Jankovic und Markus Göller. Es ministrierten Schüler:innen der Volksschule Judenplatz sowie der Volksschule Sacré Coeur Wien.

Ehrungen zum Abschluss, Ausklang im Arkadenhof

Traditionell wird der jährliche Mitarbeiter:innengottesdienst auch genutzt, um all jenen Menschen in feierlichem Rahmen zu danken, die durch ihr engagiertes Wirken die pädagogische Arbeit der Privatschulen erst möglich machen. Im Anschluss an den Gottesdienst wurden daher auch diesmal besonders verdiente Pädagog:innen und Mitarbeiter:innen der Schulen und der Verwaltung der Schulstiftung persönlich mit Dekreten geehrt. Zum gemeinsamen fröhlichen Ausklang bei einer Agape ging es danach wie immer in den Arkadenhof des Erzbischöflichen Palais.

Spätestens hier wurden dann allerdings rasch die Smartphones gezückt, schließlich galt es noch, die letzten Minuten des zweiten Großereignisses des Abends zu verfolgen: Das Daumendrücken lohnte sich und das österreichische Nationalteam schenkte den Feiernden als sportliche Dreingabe zum Schulschluss auch noch den verdienten Gruppensieg bei der Euro 2024.

Eindrücke aus Stephansdom und Arkadenhof

alle Bilder: © Privatschulen der EDW — Helga Wagner/Sabine Aßmann