Am vergangenen Wochenende war es wieder soweit: Eltern, SchülerInnen und das betreuende PädagogInnenteam des privaten Gymnasiums machten sich im Garten des Campus Sacré Coeur Wien gemeinsam daran, Dutzende Honigwaben zu „ernten“. Die vollen Waben wurden gesäubert, vorsichtig angekratzt und schließlich geschleudert. Die süße Ausbeute der aufwändigen und vor allem klebrigen Arbeit: rund 300 Kilogramm Honig.

Mitten im 3. Wiener Gemeindebezirk summt es im Schatten einer großen Linde und eines Ginkobaums gewaltig. Wir sind zu Besuch beim Bienenprojekt des Gymansiums Sacré Coeur Wien. Mehr als 600.000 der staatenbildenden Hautflügler bevölkern die verschiedenen Stöcke im Garten des Schulcampus: 13 große Bienenvölker, sechs „Ableger“, zwei Beobachtungsstöcke und sechs „Königinnenkästchen“ umfasst derzeit das großartige Schulprojekt „Wir sind Biene“.

„Wir sind Biene“: Seit 2015 imkert das Gymnasium
Der — mittlerweile pensionierte — Chemielehrer Werner Schalko ist seit 45 Jahren privat als Imker aktiv und ergriff 2015 die Gelegenheit, die sich in Form eines Erasmus-Projektes bot. Unter Federführung des Würzburger Bienenforschers Jürgen Tautz wurden europaweit in allen teilnehmenden Schulen mit Hightech-Sensoren ausgestattete E-Hives installiert. Einer dieser elektronischen Bienenstöcke fand dank Schalkos Engagement ein neues Zuhause auf dem Dach des Gymnasiums. Das Projekt kam bei Elternschaft und SchülerInnen gleichermaßen an und wuchs in Folge stetig. Als der Platz knapp wurde, zog man um — heute sind die Bienenvölker der Schule auf einem kleinen, abgetrennten Areal im großen Schulgarten zuhause.

SchülerInnen und Eltern, alle helfen mit
So viele Bienen machen das ganze Jahr über viel Arbeit, sagt Werner Schalko. Gut, dass es „eine starke Elterncommunity“ gibt, die unterstützt, wie Schalko erzählt. Und auch die SchülerInnen des Gymnasiums helfen tatkräftig mit. David Kiang etwa hat die Bienen als Freifach gewählt. Seit zwei Jahren engagiert sich der 14-Jährige jede Woche zwei Stunden beim Bienenprojekt und hat dabei schon eine Menge gelernt. „Beim letzten Mal“, so erzählt er, „haben wir die Waben der Ableger rausgenommen und mit Oxalsäure besprüht“. Das dient der Gesundheit der Insekten, weiß der Schüler. Oxalsäure wird nur bei brutfreien Waben eingesetzt, die nicht geschleudert werden. Die Säure schadet den Bienen nicht, tötet aber die gefürchteten Varroamilben ab.

Das gymnasiale Bienenteam hält sich natürlich stets auf dem Laufenden, was moderne Methoden
der Schädlingsbekämpfung angeht: Ganz neu ist der „Varroa-Controller“, der recht unscheinbar
als gelb lackierte Kiste im Bienenhaus des Projekts steht. Der Controller dient der thermischen Bekämpfung des Parasiten: Statt Chemie kommt Temperatur zum Einsatz, da Milben und Bienenlarven unterschiedlich hitzeresistent sind. Die Waben werden in den Controller gegeben und auf 42 Grad erhitzt. Dabei stirbt die Milbe ab, während es den Bienenlarven immer noch gut geht. Die Schulbienen des Sacré Coeur fühlen sich jedenfalls so wohl, dass die klebrig-süße Ausbeute in diesem Jahr ganze 300 Kilogramm Honig umfasst.

Urbane Imkerei: „Stadtbienen“ in Wien
Bienen haben es nicht leicht heutzutage. Dabei leisten die emsigen Insekten jedes Jahr Schwerstarbeit für uns und sorgen beim Sammeln von Nektar und Pollen durch Bestäubung dafür, dass die heimische Landwirtschaft buchstäblich Früchte trägt. Ausgerechnet die industrielle Landwirtschaft macht es unseren Bienen allerdings schwer, etwa durch Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Eine Alternative ist die „urbane Imkerei“. In Wien gibt es laut Angaben der Stadt rund 5.000 Bienenstöcke und über 700 aktive ImkerInnen. Ein paar dieser Stöcke stehen auf dem Schulcampus Sacré Coeur Wien.

Bienen, Nachhaltigkeit und christliche Werte
Das Projekt „Wir sind Biene“ fügt sich wunderbar ein in die Nachhaltigkeitsinitiative WE COEUR des Gymnasiums Sacré Coeur Wien. Als katholische Privatschule will man ganz im Sinne einer christlichen Schöpfungsverantwortung die SchülerInnen dazu anregen, sich mit Zukunftsthemen wie Klimaschutz und nachhaltige Lebensweise auseinanderzusetzen, erzählt Direktorin Birgit Gmeindl-Oser. „Unser Bienenprojekt ist eine Möglichkeit, sich kontinuierlich mit diesen zentralen Themen einer christlichen Bildung zu befassen, gleichzeitig etwas für den Schutz der Insekten zu tun und insgesamt zu lernen Verantwortung zu tragen. Gerade deswegen sind wir besonders stolz auf unsere Bienen.“

Die verschiedenen Erzeugnisse von „Wir sind Biene“ — neben Honig gibt es etwa auch Bienenwachstücher, Kerzen und Lippenbalsam — werden das ganze Jahr über in der Schule verkauft; der Erlös fließt zurück und sichert so den Weiterbestand des Bienenprojekts.

Schulprojekt „Wir sind Biene“

Gymnasium Sacré Coeur Wien