Die Fastenzeit ist eine Phase der Ruhe und Reflexion. Eine Gelegenheit, auch wieder zu sich selbst finden zu können. Diesem Thema widmete sich auch der gemeinsame Abend mit den MitarbeiterInnen der Schulstiftung der Erzdiözese Wien: Wie kann man mit sich selbst befreundet sein? Dr. Melanie Wolfers sds, Autorin und Ordensfrau der Salvatorianerinnen, führte in der Kirche des Campus Sacré Coeur Wien durch einen Abend, der eine spirituelle Reise und Reflexion zu sich selbst darstellte. Georg Pinter am Klavier und Gabriel Kager an der Violine, beide Pädagogen an der Privaten Mittelschule Sacré Coeur Wien, umrahmten das Programm mit der passenden musikalischen Begleitung.

Wir alle müssen tagtäglich mit uns selbst auskommen und das lebenslang. An manchen Tagen fällt diese Aufgabe leichter, an einigen allerdings oft auch sehr schwer und mitunter sind wir selbst unsere schärfsten und unerbittlichsten KritikerInnen. Hinzu kommt ein stetig vorhandener Druck, der dem Zeitgeist unserer Gesellschaft und dem Streben nach Perfektion entspringt – ein Problem, dass auch im Alltag an unseren Bildungseinrichtungen immer wieder erlebbar ist.

„Die Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein, ist ein Wesenselement christlicher Spiritualität. Sie ist vor allem eine Haltung, mit der jemand sich selbst begegnet: Jemand ist sich
selbst etwas wert und lässt sich in dieser Haltung auf sein Leben mit all seinen Bewegungen und Aspekten ein.“

Sr. Dr. Melanie Wolfers sds

Drei Lebensfelder zeigt Dr. Wolfers auf, die dazu beitragen, sich selbst wieder als FreundIn wahrzunehmen:

Freundschaften benötigen Zeit und ein wohlwollendes Interesse aneinander. Ein regelmäßiger „Check-in“ bei sich selbst kann helfen, wieder eine bewusste Lebenskultur aufzubauen. Gerade die Fastenzeit lädt zum Innehalten und Entdecken der eigenen Energiequellen, aus denen man schöpfen kann, ein.

Es ist zudem wichtig, seinen Gefühlen ehrlich und bewusster zu begegnen. Jeder Mensch hat auch das Recht unglücklich zu sein. In einer Gesellschaft in der das Glück als Maß aller Dinge gesehen wird, ist es allerdings um so schwerer mit Trauer und negativen Gefühlen umzugehen – und doch gehören auch diese Emotionen ebenso zu uns und haben ihre Berechtigung.

Der Gaudete-Sonntag in der Fastenzeit soll aber auch ein Anlass sein, der Freude wieder zu trauen. Denn oft wird sie von Zweifeln und negativen Vorahnungen begleitet, die das Glück trüben. Diese Unglücksfantasien sind ein legitimer Schutzmechanismus vor der Verwundbarkeit, können aber hinderlich werden, wenn wir unsere Freude voll auskosten möchten.

 

Sich mit sich selbst befreunden kann einen Zugang zu christlicher Spiritualität eröffnen oder diese vertiefen. Und umgekehrt inspiriert und motiviert die im Glauben erfahrbare
Gottesfreundschaft die Freundschaft mit sich selbst.

Sr. Dr. Melanie Wolfers sds

Als Schlusspunkt leitete Dr. Wolfers eine Meditationsübung an, die die Selbsterfahrung komplettierte.

Der Einkehrabend in die Fastenzeit wurde auf Grund der Zunahme an Erkrankungen in der Omikron-Welle wieder im bewährten Online-Format abgehalten.