Am vergangenen Freitag wurde der Stufenplan zur Schulöffnung präsentiert. Die Katholischen Privatschulen begrüßten die Schulöffnung. Schulamtsleiterin Andrea Pinz ging auch auf offene Fragen ein und zeigte sich insgesamt zuversichtlich.

Katholische Privatschulen: Verantwortliche begrüßen Schul-Neustart

„Große Freude und Motivation herrscht bei allen, dass Bildungsminister Heinz Faßmann nun die schrittweise Rückkehr zum Präsenzunterricht angekündigt hat“: Das hat Andrea Pinz, Leiterin des Wiener Erzbischöflichen Schulamtes und des Interdiözesanen Amts für Unterricht und Erziehung, gegenüber Kathpress in einer ersten Reaktion auf den am Freitag konkretisierten Stufenplan für den Schul-Neustart nach den coronabedingten Schließungen erklärt.

Freilich seien damit viele organisatorische Fragen verbunden, die in den nächsten Tagen mit den Behörden noch geklärt werden müssen.

Ordensgemeinschaften: Stufenplan „ausgewogen“

Der Bildungsverantwortliche der Ordensgemeinschaften Österreichs, Clemens Paulovics, begrüßt die Pläne von Bildungsminister Faßmann ebenfalls. „Mit diesem Plan wird man sowohl den Bedürfnissen der Eltern als auch der Notwendigkeit, weiter vorsichtig hinsichtlich der COVID-19-Pandemie zu sein, ausgewogen gerecht. Besonders aber für unsere Kinder wird es eine große Erleichterung sein, wieder Alltag und ihre Sozialkontakte zurückzugewinnen“, so Paulovics in einer Stellungnahme gegenüber Kathpress.

Ein großes Dankeschön sprach Paulovics an alle Schulgemeinschaften der Orden aus, wo die Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und Schülern in diesen Krisenwochen „großartig geklappt hat“. Besonders lobend erwähnte er auch die Schulleiter, denen eine schwierige Rolle zuteil geworden sei, „als Kommunikationsdrehscheibe, als Blitzableiter und gar nicht selten auch als Seelsorger“. Mit rund 75.000 Schülern besuchen 6,71 Prozent aller österreichischen Schüler eine katholische Privatschule.

Religionsunterricht bewährt sich gerade in Corona-Krise

Das Spezifische des Religionsunterrichtes – die Behandlung existenzieller Fragestellungen in einem „personorientierten Dialog“ – ist in der Corona-Krise noch einmal stärker zum Tragen gekommen. Das stellte Schulamtsleiterin Andrea Pinz in einem Rückblick auf die vergangenen Wochen des Homeschooling ebenfalls gegenüber Kathpress fest.

Auch in der Zeit des physischen Abstands sei es möglich, auf individuelle Bedürfnisse, auf Potenziale, Sorgen, Ängste und Hoffnungen der jungen Menschen einzugehen. Derzeit stellten sich große Herausforderungen und Fragen, die der Religionsunterricht zum Thema mache und zur Auseinandersetzung mit Antworten aus dem Glauben einlade, sagte Pinz. „Das bewirkt eine neue Nähe, die von Respekt, gegenseitiger Fürsorge und Verbundenheit getragen ist.“

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Schulamtsleiterin: Offene Fragen werden zu klären sein

Schulamtsleiterin Pinz ging in ihrer Stellungnahme ausführlich auf noch zu klärende Fragen ein. Offen sei derzeit etwa noch, was die neuen Regelungen für jene vielen Religionslehrkräfte bedeuten, die an mehreren Schulstandorten tätig sind, oder für die Freizeitbetreuung an katholischen Schulen.

Weitere Fragen, die sich der kirchlichen Schulverantwortlichen stellen: Wie soll sich die Betreuung der Kinder gestalten, die gerade nicht unterrichtet werden? Wird Religionsunterricht, der stundenplanmäßig am Nachmittag stattfindet, in der Präsenz oder im Distanzlernen abgehalten, da grundsätzlich Nachmittagsunterricht nicht stattfinden soll? Und welche Rahmenbedingungen gelten für Abschlussgottesdienste mit einzelnen Klassen?

All diese Themen werden in den nächsten Tagen zu klären sein, sagte Pinz im Gespräch mit Kathpress. Sie sei „zuversichtlich, dass wir ein Paket schnüren können, das den Bedürfnissen der Schüler und Schülerinnen am besten gerecht wird“.

Stufenplan gibt „Perspektive“

Der Stufenplan der Regierung gebe wieder klare Perspektiven mit einer gewissen Planbarkeit, einem Maß an Stabilität und einem strukturierten Tages- und Wochenplan. Damit werde Schule wieder, zumindest in reduzierter Form, zu einer „ordnenden Konstante für die jungen Menschen und ihre Familien“, so die Schulamtsleiterin. Eine Volksschuldirektorin habe ihr heute geschrieben: „Alles wird gut, die Kinder kommen zurück.“

Dankbar äußerte sich Andrea Pinz über die Ankündigung sowohl der Stadt Wien als auch der Bildungsdirektion NÖ, für den Mund-Nasen-Schutz von Lehrpersonen auch in privaten Pflichtschulen aufzukommen. „Das ist eine wichtige Entlastung für die privaten Schulerhalter, die durch die Schulschließungen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen.“

In den meisten Fällen seien die Elternbeiträge für die Nachmittagsbetreuung erlassen worden, obwohl Infrastruktur- und andere Kosten weiterliefen. Diese verantwortungsbewusste Haltung, in der sich die österreichischen Schulerhalter immer wieder abgestimmt hätten, ermöglicht es nach den Worten der Expertin, nun die gestaffelte Öffnung mit der hohen Qualität und im erforderlichen Umfang mitzuvollziehen, wie es die Eltern von katholischen Schulen gewöhnt sind.

Schrittweises Hochfahren

Wie Bildungsminister Faßmann am Freitag in einer Pressekonferenz ankündigte, würden nach den Schülern der Abschlussklassen (4. Mai) ab 18. Mai die 700.000 Schüler an Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen und Sonderschulen in ihre Klassen zurückkehren. Für die 300.000 restlichen Schüler startet der Unterricht wieder nach Pfingsten am 3. Juni.

Die Schule findet allerdings bis zu den Ferien im „Schichtbetrieb“ statt. Die Klassen werden geteilt, die eine Hälfte ist von Montag bis Mittwoch an der Schule, die andere am Donnerstag und Freitag. In der Woche darauf ist es umgekehrt. Wie bisher wird an den jeweils anderen Tagen weiter Betreuung für die Kinder angeboten.

An den Schulen herrscht außerhalb des Klassenzimmers Maskenpflicht sowie weitere Hygieneauflagen wie Händewaschen oder -desinfektion nach dem Betreten des Schulgebäudes. Turn- und voraussichtlich auch Musikunterricht findet aus Infektionsschutzgründen keiner mehr statt.

Quelle: Wien, kathpress (KAP), 24.04.2020