Projekt und Gedenkfeier erinnern an NS-Opfer

Spezialkinderheim in Pressbaum: Kinder wurden am Spiegelgrund ermordet.

Auf dem Schulgelände des Campus Sacré Coeur Pressbaum, der zu den Privatschulen der Erzdiözese Wien gehört, steht noch heute jenes Gebäude, in dem zwischen 1939 und 1941 ein „Spezialkinderheim“ der Nationalsozialisten untergebracht war. SchülerInnen der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP) des Campus Pressbaum haben dazu ein Erinnerungsprojekt umgesetzt, das am Dienstag präsentiert wurde. Im Rahmen der Gedenkfeier wurde der jungen Opfer der NS-Eugenik gedacht.

Der Name „Spiegelgrund“ steht in Österreich für die menschen-verachtende NS-Eugenik, die auch Kinder nicht verschonte. Weit weniger bekannt ist die Existenz von weiteren, sogenannten „Spezialkinderheimen“ — eines dieser nationalsozialistischen „Spezialkinderheime“ war zeitweise auf dem heutigen Schulcampus Sacré Coeur Pressbaum untergebracht. SchülerInnen der BAfEP haben sich mit diesem verdrängten Kapitel der Geschichte auseinander-gesetzt und ein Erinnerungsprojekt gestartet, das am 4. Juni auf dem Campus präsentiert wurde.

Zwischen März 1939 und August 1941 bestand das „Spezialkinderheim“ in Pressbaum — bis die letzten 59 Kinder in die „städtische Fürsorgeanstalt Am Spiegelgrund“ abtransportiert wurden. 56 Kinder werden später dort getötet. Noch ist vieles nicht erforscht, noch sei das Wissen über die jungen Opfer „ebenso fragmentarisch wie jenes über die TäterInnen“, erklärt dazu der Historiker Christian Blinzer, der die SchülerInnen der Klasse 4b der BAfEP als Geschichtslehrer bei ihrem Erinnerungsprojekt begleitet hat.

Ins Rollen kam demnach alles mit dem Heil- und Sonderpädagogikunterricht von Christa Haberleitner, die mit der Klasse über Kinder mit Behinderungen und das „Bild vom Kind“ arbeitete. Als ihre SchülerInnen im Rahmen des Unterrichts vom ehemaligen „Spezialkinderheim“ erfuhren, ließ sie die Geschichte nicht mehr los. Das Ergebnis war ein Prozess der Gedenk- und Erinnerungsarbeit am Campus; in Diskussionen und Workshops setzten sich die angehenden PädagogInnen mit dem schwierigen und bedrückenden Thema der NS-Eugenik auseinander, bis die SchülerInnen ihren eigenen Zugang dazu gefunden hatten.

Film und Performance als Ausdruck des Erinnerns

Am 4. Juni wurde in Pressbaum der Opfer gedacht: In einer eindringlichen Performance kontrastierten die SchülerInnen der 4b den heutigen umfassend positiven, pädagogischen Zugang zu Kindheit und Kind Sein mit Begriffen und Beschreibungen aus den Akten des Spezialkinderheimes. Die Klasse hat auch einen Film produziert, der gezeigt wurde und viele Erkenntnisse und Eindrücke ihrer gemeinsamen Erinnerungsarbeit beschreibt. Als „Symbol für das Leben“ wurde zum Abschluss im Garten vor dem ehemaligen „Spezialkinderheim“ ein Baum gepflanzt und mit einem Sacré-Coeur-Herz aus bunten Steinen umgeben, die an die jungen Opfer erinnerten.

Warum ihnen dieses Projekt so wichtig ist, erklärten — stellvertretend für die Klasse — zwei SchülerInnen der 4b mit nachdrücklichen Worten im Rahmen der Präsentation: „Weil wir nicht möchten, dass die Geschichte des ‚Spezialkinderheims‘ in Vergessenheit gerät. Weil wir möchten, dass die Kinder, die hier untergebracht waren, nicht vergessen werden. Weil uns die Geschichte der Kinder berührt hat. Weil es uns als angehende KindergartenpädagogInnen betrifft, wie sich das ‚Bild vom Kind‘ in der Geschichte entwickelt hat. Weil Hinschauen besser ist als Wegschauen.“

An der Gedenkfeier nahmen u.a. BAfEP-Direktor Peter Brunner, der Pressbaumer Bürgermeister Josef Schmidl-Haberleitner, der Landtagsabgeordnete Martin Michalitsch, der niederösterreichische Bildungsdirektor Johann Heuras und Katja Pistauer-Fischer, Geschäftsführerin der Schulstiftung der Erzdiözese Wien teil.

 

Fotos: S. Aßmann/H.Klingen kathpress

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