Klimaschutz als christliches Bildungsthema

Für das Weltklima gehen auch in Österreich junge Menschen in großer Zahl
auf die Straße. Der nächste große „Klimastreik“ ist für kommenden Freitag geplant. Aus diesem Anlass betont die Wiener Schulamtsleiterin Andrea Pinz, dass die Schulen der Erzdiözese Wien ihre SchülerInnen zu mündigen Bürgern erziehen wollen, die Teilnahme an Demonstrationen jedoch außerhalb der Schulzeit stattfinden müsse. Umwelt- und Klimaschutz sind demnach zentrale Themen der christlichen Bildung, sollten aber in vielfältiger Form ihren (schulischen) Ausdruck finden. Am Gymnasium Sacré Coeur Wien beispielsweise wird Nachhaltigkeit als langfristiges Projekt behandelt.

Greta Thunberg hat es vorgemacht und wurde zur Galionsfigur einer weltweiten Bewegung, die vor allem die Schülerschaft in zahlreichen Ländern umfasst: Junge Menschen demonstrieren gemeinsam, um gegen die Klimakrise zu mobilisieren. „Diese Fragen der Nachhaltigkeit kann man auch mit dem christlichen Begriff der Schöpfungsverantwortung fassen“, erklärt dazu Andrea Pinz, Leiterin des Erzbischöflichen Amts für Schule und Bildung. „Und damit gehören Themen wie Klimaschutz und nachhaltige Lebensweise zu den zentralen Themen christlicher Bildung. Wir freuen uns also über jedes diesbezügliche ernsthafte und verantwortungsvolle Engagement unserer SchülerInnen.“

Schulen sind angehalten, den Vorgaben zu folgen

Neben den Inhalten geht es aber auch um den Prozess der Meinungsbildung und um die Fähigkeit und Möglichkeit, diese zu vertreten: An den Schulen der Erzdiözese Wien sei es selbstverständlich ein Ziel, die SchülerInnen zu mündigen StaatsbürgerInnen zu erziehen, sagt die Schulamtsleiterin. „Und eine Demonstration ist ein völlig legitimer Ausdruck der eigenen politischen Meinung“, so Andrea Pinz weiter. „Gleichwohl sind auch die katholischen Privatschulen verpflichtet, den ministeriellen Vorgaben zu folgen und wir tragen den entsprechenden Erlass des Bildungsministeriums selbstverständlich mit. Unsere SchülerInnen sollen und müssen ihr politisches oder gesellschaftliches Engagement entweder im Rahmen des Unterrichts vertreten oder aber außerhalb der Unterrichtszeit.“

Die Schulamtsleiterin will dabei Schule und Bildung keinesfalls als Gegensatz zu Umwelt- und Klimaschutz verstanden wissen. Vielmehr gehe es darum, das große Engagement der SchülerInnen im Rahmen des Unterrichts und Schulalltags bestmöglich zu fördern, so Andrea Pinz abschließend. Diese Meinung teilt auch Reinhard Hallwirth, Direktor des Gymnasiums Sacré Coeur Wien, das zu den Privatschulen der Erzdiözese Wien gehört. An seiner Schule arbeiten LehrerInnen und SchülerInnen gemeinsam an einem langfristigen Projekt, in dessen Rahmen Nachhaltigkeit auch wirklich nachhaltig bearbeitet und umgesetzt werden soll, wie er erklärt.

Mit Engagement und guten Konzepten zur Klimademo

„Beim ersten großen Klimastreik der Initiative gab es bereits im Vorfeld viele SchülerInnen, die gesagt haben, dass sie sich daran beteiligen wollen“, erzählt Direktor Hallwirth. Er hat daraufhin seinen SchülerInnen die Möglichkeit gegeben, ihr Engagement unter Beweis zu stellen — und von den Klassen stichhaltige Konzepte zu ihrem konkreten Klimaschutzengagement eingefordert. „Es musste auch LehrerInnen geben, die dieses Engagement bestätigen konnten und unterstützen wollten“, so Reinhard Hallwirth weiter. Am Ende gab es fünf Oberstufenklassen, denen er einen Lehrausgang zur ersten großen Klimademonstration erlaubt hat. Auf diese Weise sei das völlig korrekt gewesen.

Sacré Coeur Wien: „WE COEUR“ als langfristiges Projekt

Ein zweites Mal oder gar noch öfter gehe das aber nicht, so der Gymnasialdirektor vom Sacré Coeur Wien. „Ein Streik ist etwas, wo man seine Interessen z. B. gegenüber dem Arbeitgeber durchsetzt. Aber Schule steht ja nicht auf der gegnerischen Seite — und Bildung schon gleich gar nicht“, sagt Hallwirth. „Wir setzen daher stark auf unsere schulinterne langfristige Initiative zum Thema Nachhaltigkeit, die wir — in Anlehnung an den namensgebenden Orden — WE COEUR getauft haben und die im Übrigen schon vor ‚Fridays for Future‘ begonnen hat.“ Ein Beispiel ist das „Plastikfasten“, das die Schule zu Beginn der Fastenzeit ausgerufen hat. Mit Aktionen wie einer eigenen wöchentlichen „Plastikfasten-Challenge“ wurden alle SchülerInnen dazu motiviert, möglichst wenig Plastikmüll zu verursachen.

Auf ähnliche Art und Weise werden so Nachhaltigkeit und eine nachhaltige Lebensweise immer wieder im schulischen Alltag behandelt und vermittelt. Demnächst stehe etwa der Sophie’s-Spirit-Day an, der an die Ordensgründerin Sophie Barat erinnert, erzählt Reinhard Hallwirth weiter. Und auch hier werde #WECOEUR entsprechend ein Thema sein. Wie ernst es der Schule damit ist, zeigt etwa auch das eigens für die Initiative geschaffene Logo, dem man in der Schule überall begegnet. Der kommende Freitag ist im Übrigen kein besonderer Projekttag. „Wir behandeln das Thema ja bereits seit Monaten in den verschiedensten Fächern“, erklärt der Direktor. „Aber die Auseinandersetzung mit dem Thema muss, Schule entsprechend, eben auch eine nachhaltige sein und nicht aktionistisch.“

Zum Artikel auf religion.orf.at Jugendbischof stellt sich hinter „Fridays for Future“

Schulcampus Sacré Coeur Wien